BEN J. RIEPE - CREATURE
Sep 4 - 6 2020
DC OPEN Kunst & Denker Contemporary - BEN J. RIEPE – CREATURE 4.-6.9.2020 «Es ist jetzt an der Zeit, eine neue Welt zu kreieren. Künstler*Innen, Wissenschaftler*Innen, Expert*Innen aller Länder: vereinigt euch!» Dieser Aufruf stammt von Ben J. Riepe, *1979. Der in Düsseldorf lebende und international agierende Künstler wurde in diesem Jahr in die Klasse der Künste der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste berufen und 2018 mit dem renommierten Karl-Arnold-Preis ausgezeichnet. 2019 erhielt er die Tabori-Auszeichnung. Der Künstler wird die Galerie Kunst & Denker Contemporary in seine Bühne verwandeln, in welcher der Besucher in sein Ouvre eintauchen kann. «Ein Gutes der Krise ist ja, dass wir alle gezwungen sind, einmal inne zu halten. Und: Sie zeigt uns, dass wir als Weltgemeinschaft fähig sind, an einem Strang zu ziehen, wenn wir daran wirklich glauben, denn nur so kommen wir hier weiter. Es ist aber auch wie ein kollektives Shavasana, eine kollektive Meditation. Es geht plötzlich - für einen kurzen Moment - nicht mehr um Wettbewerb, um höher, schneller, weiter. Auf der Suche nach dem neuen Miteinander, das wir jetzt brauchen, hat die Krise uns gelehrt, wie wir global miteinander verbunden sein können, ohne ständig hin und her zu jetten – zum Beispiel wechseln wir alle zunehmend ins Digitale. Nutzen wir dieses Momentum. Es könnte uns gelingen, denn wir haben ein gemeinsames Ziel vor Augen: eine bessere Welt. Ich habe gelesen, dass Astronauten, die aus dem All zurückkommen, fast zwingend zu Umweltschützern werden. Wenn wir unseren Planeten mit etwas Abstand betrachten, sehen wir die sehr schmale Hülle der Atmosphäre. Unser Lebensraum ist so klein und fragil und einmalig. Die Krise macht uns auch schmerzvoll deutlich, dass wir hier nicht alleine überleben. Wir müssen auch die vielen anderen Lebewesen, Elemente, Geschöpfe und Einheiten einbeziehen, denn wenn uns dieses Virus eines gezeigt hat, dann, dass alles mit allem zusammenhängt: die globale Menschheit, die Wildtiere, die Fleischproduktion, die Eisschmelze (da stecken noch tausende Viren im Eis), die Wirtschaft, die Kunst, die Atmosphäre … Wir müssen also viel, viel ganzheitlicher denken. Natürlich brauchen wir jetzt und in Zukunft weiter Spezialist*innen, aber darüber hinaus eben auch viel mehr Menschen, die diese Ebenen zusammenbringen. Die jedes Phänomen, jede Entscheidung nicht nur aus der Perspektive einer Forschung, eines Nutzens, eines Marktes, eines Landes, einer Gruppe – ja selbst aus der Perspektive der Menschheit allein – betrachten. Vielmehr gilt es, eine Multiperspektive einzunehmen, aus der Sicht aller möglichen Geschöpfe und Elemente, auch wenn sich die Ergebnisse diametral widersprechen. Hier bedarf es der Fantasie und der Empathie – zwei der vielen kostbaren Währungen der Kunst. Schluss also mit dem Virtuosentum - wir brauchen mehr Erdenbewohnerkeit! (ich will nicht Menschlichkeit sagen). Schluss mit der Trennung der Künste! Schluss mit der Trennung der Wissenschaften - ja sogar der Trennung der Wissenschaften und Künste! Wir brauchen gemeinsame und fluide künstlerische und wissenschaftliche Forschung. Wir brauchen wahrhaftige Interdisziplinarität! Schluss mit der Trennung von Natur und Technik oder Natur und Kunst! Denn was bringt uns eine Technik, eine Kunst, wenn sie nichts zum dünnen Schutzschild des Lebens beizutragen hat? Schluss mit der Dichotomie von Theorie und Praxis - alles muss erfahrbar werden. Auch Schluss mit der Trennung von analog und digital. Analog ist live - ist Leben, ist real. Dieses Erleben bleibt auch mittelfristig durch nichts zu ersetzen. Digitalität ist ein Werkzeug, ein Hilfsmittel, das es klug zu nutzen gilt. Nicht mehr und nicht weniger. Wie viele Kolleg*innen weltweit habe auch ich mit meinem Team in dieser Krise an einer Erweiterung des Echtzeiterlebnisses hinein ins Digitale und umgekehrt gearbeitet, habe vielschichtige Möglichkeiten erdacht und manche davon umgesetzt. Es gibt großartige digitale Kunst und Kunstprojekte, aber sie sind kein Ersatz oder Gegensatz zum Analogen, sondern ein Zusatz, eine wunderbare Erweiterung. Die Möglichkeiten des jüngsten Mediums spielerisch auszuschöpfen und sich gleichzeitig seiner Limitation und der Trauer um den (temporären!) Live-Verlust in den Darstellenden Künsten bewusst zu sein – das gilt es jetzt zu verbinden. Zuletzt: Schluss mit lokal versus global. Der Jetset ist vorbei. Schluss mit der Verherrlichung des Internationalen. Kümmern wir uns um das, was in unserer Umgebung ist. Schließen wir Allianzen, denken, arbeiten und forschen wir zusammen. Wir alle sind Expert*Innen für irgendwas. Verbinden wir uns live soweit wir reichen können. Und digital noch weiter. Think globally, act locally ... Es ist jetzt an der Zeit, eine neue Welt zu kreieren. Künstler*Innen, Wissenschaftler*Innen, Expert*Innen aller Länder: vereinigt euch!» (Auszug aus «NEUE WELT: Vom Nachdenken über die Kunst in Zeiten der Krise – und danach», Originalbeitrag von Ben J. Riepe für das «tanz»-Jahrbuch 2020; Der Theaterverlag, Berlin; ISBN 978-3-942120-30-2)
engl.
DC OPEN Kunst & Denker Contemporary - BEN J. RIEPE – CREATURE 4.-6.9.2020 "Now is the time to create a new world. Artists*, scientists*, experts* from all countries: unite!" An appeal to artists of all disciplines by Ben J. Riepe, *1979. Based in Duesseldorf Riepe works internationally and was recently appointed to the class of the arts at the Northrhine-Westphalian Academy of Sciences and Arts . Hewas awarded with the renowned Karl Arnold Prize in 2018 and he received the Tabori Award in 2019. The artist will transform the Galerie Kunst & Denker Contemporary into his stage, where visitors can immerse themselves in his oeuvre. "One good thing about the crisis is that we are all forced to pause for a moment. Moreovert shows that as a global community we are capable of acting together if we really believe in it, because this is the only way to go on. Also this is like a collective Shavasana, a collective meditation. For a short moment in time we seem to care no longer solely about competition, about higher, faster, further. In the search for that new togetherness of which we are in quite desperate need right now, this crisis has taught us how to stay and become globally connected without constantly jetting back and forth - for example by increasingly switching to the digital. Let us use this momentum. I believe that e can succeed, because we have a common goal in mind, envisioning better world. I have just read that astronauts who come back from space almost inevitably become environmentalists. If we look at our planet from a distance, we see the very thin layer of atmosphere. Our habitat is so small and fragile and unique. Furthermore, he crisis makes it painfully clear to us that we cannot survive here alone. We have to include the sheer multitude of other living beings, elements, creatures and units, because if this virus has shown us one thing, it is that everything is connected to everything else- The global humanity, the wild animals, the meat production, the melting of the ice (there are still thousands of viruses in the ice), the economy, the art, the atmosphere, all this is interwoven .tightly and exquisitly Thus we have to think much, much more holistically. Of course we need even more scientific specialists now and in the future, but beyond that we also need many more people who bring together all these different spheres. and who look at every phenomenon, every decision not only from the perspective of research, or to gain benefit for a market, a country, a group - not even from the perspective of humanity alone. Instead seems necessary to adopt a multi-perspectiveviewpoint of a vast variety of creatures and elements, even if the results of these varying perspectives are diametrically opposed. This requires imagination and empathy - two of the many precious currencies of art. So enough with virtuosity - we need more earthliness! (I do not want to humanity). Stop the separation of the arts! Enough with the separation of the sciences - even the separation of sciences and arts! We need joint and fluid artistic and scientific research. We need true interdisciplinarity! No more separating nature and technology or nature and art! After all, what good is technology, and art, if they create nothing to contribute to life's thin protective shield? Enough with the dichotomy of theory and practice - everything must be experienced. Moreover, let's end the separation of the analogue and the digital. Analogue is live - life, is real. There is no substitute for live experience . Digitality is nothing more or less but a tool, a tool which needs to be used wisely.Like many colleagues my teamand I have been working worldwide on expanding the experience into the digital world and vice versa during this time of crisis. We have conceived complex possibilities and implemented some of them. Indeed there is great digital art and digital art projects, but they are not a substitute or opposite to the analogue, but an addition, an wonderful expansion. To playfully exhaust the possibilities of the latest medium whileat the same time being aware of its limitations and the grief of the (temporary!) loss of the live experience in the performing arts - this is what we have to combine now. Finally, let's put an end to local versus global. The jet-set is over. No more glorification of the international. Let's take care of what's around us. Let us form alliances, let's think, work and research together. We are all experts* in some field or the other. Let's be connected live and in real time as far as we can reach. andnd even further digitally. Think globally, act locally ... The time is now to create a new world. Artists, scientists, experts from all countries: unite!" (Excerpt from "NEUE WELT: Vom Nachdenken über die Kunst in Zeiten der Krise - und danach", original contribution by Ben J. Riepe for the "tanz" yearbook 2020; Der Theaterverlag, Berlin; ISBN 978-3-942120-30-2)
Ben J. Riepe, CREATURE, Kunst & Denker Contemporary, exhibition view: Kunst & Denker Contemporary
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