NATURA MORTE - JOHANNA FLAMMER
SALON
NATURA MORTE -
JOHANNA FLAMMER
JUN 3 - AUG 13 2023
Mit der Ausstellung Natura Morte zeigt die Galerie Kunst & Denker Contemporary in ihrem Kabinett eine Solopräsentation der Künstlerin Johanna Flammer (1978 geboren in Wesel, lebt und arbeitet in Düsseldorf) mit Malereien aus ihrer Serie NODI. Der erste Blick auf die Bilder, die sich über die Wände der intimen Räumlichkeiten der Galerie entfalten, gleicht einer Augentäuschung: Pudrige Farbflächen und Körper aus breiten Pinselstrichen winden sich auf tiefschwarzem Grund, werden gesäumt und überdeckt von nahezu hyperreal erscheinenden Elementen, die sich in ihrer klaren Struktur präzise in die Materie des Bildes verweben und sich zugleich von ihr optisch lösen, zu schweben beginnen.
Was als Trompe-l’œil erscheint sind Collagen, Ausschnitte von Haaren, Frisuren, Textilien, Früchten, Gemüse, mitunter auch von Worten, die Johanna Flammer auf die gestisch aufgetragene Ölfarbe appliziert oder als organisch gefassten Ausschnitt eingefügt hat. Diese collagierten Elemente werfen Schatten auf die Malerei, während sie zugleich von zeichnerischen Schattierungen, die Flammer mit Faserstift eingearbeitet hat, überdeckt oder unterlegt werden. Dadurch, dass die Künstlerin die Ölfarbe in ihren Malereien flüssig auf die schwarze Grundierung der Bildfläche aufgetragen hat, drängt die Struktur ihrer dynamischen Pinselführung hervor, hinterlässt den Duktus der Geste des Malens sichtbar, während eine hochglänzende Firniss die Bildkörper als Objekt umspannt, sie wie Spiegelflächen wirken lässt. Changierende Kontraste zwischen Hell und Dunkel zeichnen die Extreme des Lichts nach: Im Wechselspiel von milden und harten Schattenwürfen der gemalten und collagierten Figuren entsteht eine überspitzte Plastizität, die ein surreales Umhertreiben des Abgebildeten evoziert.
Räumlich, nahezu landschaftlich entfalten sich Johanna Flammers Motive, die aus diesem Grund als Reihe den Titel NODI tragen: Wie ein botanisches Gewächs Knoten (lateinisch Nodi) am Stiel als Achse ausbildet, an der neue Blätter entstehen, lässt Johanna Flammer die einzelnen Formen und Fragmente ihrer Bilder zu einem abstrakt-fantastischen Komposit verschmelzen und mit einer Geste des Unkontrollierten wachsen. Weil ihre Malereien collagierte Figuren fotografisch reproduzierter Vorlagen beinhalten, die ein unbekanntes Wiedererkennen ansprechen – etwa ein Augenpaar, das seitlich ausgerichtet aus dem Bild herausblickt – überschreitet Johanna Flammer die Grenzen der Malerei wie auch die des Bildes. Ihre Auffassung des Künstlerischen gleicht einem sich unendlich weiterverzweigendem Ganzen. In diesem Sinne ist ihre Ausstellung im Visavis zu der in den angrenzenden Galerieräumen präsentierten Gruppenausstellung Erratic Fiction zu sehen.
Text: Dr. Christina Irrgang