Oct 9 - Nov 29 2020

Kunst & Denker Contemporary vereint in der Gruppenausstellung „NEW/WAVES“ die Werke von Banz & Bowinkel, Michelle Jezierski und Sabrina Podemski.
Während Michelle Jezierski und Sabrina Podemski mit neuen Form- und Materialfindungen aktuelle Akzente in der zeitgenössischen Malerei setzen, experimentiert das Künstlerkollektiv Banz & Bowinkel im Digitalen jenseits von Pinsel und Leinwand.
Friedemann Banz und Giulia Bowinkel nutzen die Digitalität als Medium und verschränken digitale und analoge Wirklichkeiten im Bild. Das Künstlerpaar zeichnet in der Serie „bodypaintings“ die eigenen Körperbewegungen auf, welche dann in Flüssigkeitssimulationen konvertiert werden. Die physischen Bewegungen Banz & Bowinkels geben dabei die Form und den Verlauf der generierten fließenden Formen vor. Es entstehen digitale Drippaintings. Die generierten Drippings wirken dynamisch und kontrastreich zusammen. Mittels Augmented Reality ist es der Betrachter*in möglich, die Flüssigkeitssimulationen zur ursprünglichen physischen Bewegung zurückzuverfolgen. Virtuelle Avatare erscheinen über dem Bild und führen die anfänglichen Bewegungen vor. Verschiedene Bildebenen interagieren als Übersetzer zwischen physischer Form und digitaler Konstruktion. Technologische Tools, die fester Bestandteil des zeitgenössisch-gesellschaftlichen Gebrauchs geworden sind, dienen ihnen als Quelle und Material, der Computer wird zum Werkzeug und die Interaktion mit ihm zum Gegenstand ihrer Arbeit.
Michelle Jezierski spielt mit unterschiedlichen räumlichen Dimensionen, die auf einer Leinwand vereint werden. Gezeigt werden Landschaftskompositionen, die sich aus verschiedenen Bildebenen zusammensetzen. Über den Landschaftsmotiven ordnet Jezierski geometrische Strukturen und Raster an, die das Gemälde überlagern oder durchschneiden. Neben dem kontrastreichen Spiel von Hell zu Dunkel und der intensiven Farbgebung evozieren diese ein surreales Landschaftsbild. Durch die Komposition der verschiedenen Bildebenen wirkt die Szenerie verwoben oder wie eine Überlappung mehrerer Realitäten. Abstrakte und konkrete Bildsprache werden zusammengeführt und erzeugen eine grenzüberschreitende, übernatürlich scheinende Welt. So beschäftigt sich die Künstlerin mit zeitgleich stattfindenden und miteinander zusammenwirkenden Räumen und Wahrnehmungsebenen – mit simultan existierenden Oberflächen und Tiefen, sowie einer Landschaft in der Landschaft.
Das Zeichenhafte und die malerische Geste als potentieller Bedeutungstransmitter sind zentrale Parameter in der Arbeit von Sabrina Podemski. Analoges, malerisches und digitales Bildmaterial wird transmedial in einer Arbeit vermengt und zu einer Collage zusammengeführt. Ausgangspunkt der fragmentierten Bilder sind nicht existente, digital programmierte Landschaften, die in Neukompositionen zusammensetzt werden. Das ursprüngliche Bild wird durch Abstraktion und Neukonstruktion der Bildelemente in neue Ebenen aufgebrochen und erweitert. Bei der Serie „MARPATcamouflage“ werden durch diese Vorgehensweise Digitaltarnmuster aufgebrochen, ergänzt und verfremdet. Die Grenzen zwischen Spur und Zeichen, zwischen Schrift, Muster und Ornament sind durch die Camouflage- Muster und die digitale Ästhetik nicht mehr klar erkennbar. Podemski untersucht in ihren Arbeiten den Unterschied zwischen der malerischen Geste und dem Zeichenhaften. Es werden die Wurzeln des Mediums Malerei mit dem digitalen Bild analysiert und zusammengesetzt.
Durch die Montage der Elemente wird die Konnotation von Zeichen und Bildern untersucht und neu programmiert. Die Arbeiten greifen nicht selten Bild- und Materialelemente wieder auf und ergänzen und kontextualisieren einander. Die Frage nach der Konfiguration des Bildes in verschiedenen räumlichen und zeitlichen Dimensionen markiert einen wesentlichen Aspekt ihrer transmedialen und interdisziplinären künstlerischen Praxis.

Lisa Mayer

engl.

Kunst & Denker Contemporary brings together the works of Banz & Bowinkel, Michelle Jezierski and Sabrina Podemski in the group exhibition "NEW/WAVES". While Michelle Jezierski and Sabrina Podemski set current accents in contemporary painting with new form and material inventions, the artist collective Banz & Bowinkel experiments in the digital beyond brush and canvas. Friedemann Banz and Giulia Bowinkel use digitality as a medium and intertwine digital and analog realities in the image. In the "bodypaintings" series, the artist couple record their own body movements, which are then converted into fluid simulations. The physical movements of Banz & Bowinkel determine the form and the course of the generated flowing forms. Digital drippaintings are created. The generated drippings interact dynamically and rich in contrast. By means of augmented reality, the viewer is able to trace the fluid simulations back to the original physical movement. Virtual avatars appear above the image and demonstrate the initial movements. Different image planes interact as translators between physical form and digital construction. Technological tools, which have become an integral part of contemporary social use, serve them as source and material, the computer becomes a tool and the interaction with it the subject of their work. Michelle Jezierski plays with different spatial dimensions, which are united on one canvas. Landscape compositions are shown, which are composed of different picture planes. Above the landscape motifs, Jezierski arranges geometric structures and grids that overlay or cut through the painting. In addition to the high-contrast play of light to dark and the intense coloring, these evoke a surreal landscape image. Through the composition of the different picture planes, the scenery appears interwoven or like an overlapping of several realities. Abstract and concrete imagery are brought together to create a transgressive world that seems supernatural. Thus, the artist deals with spaces and levels of perception that occur simultaneously and interact with each other - with simultaneously existing surfaces and depths, as well as a landscape within the landscape. The sign-like and the painterly gesture as a potential transmitter of meaning are central parameters in the work of Sabrina Podemski. Analog, painterly and digital image material is transmedially mixed in one work and brought together to form a collage. The starting point of the fragmented images are non-existent, digitally programmed landscapes, which are put together in new compositions. The original image is broken up and expanded into new levels through abstraction and reconstruction of the pictorial elements. In the series "MARPATcamouflage", digital camouflage patterns are broken up, supplemented and alienated by this approach. The boundaries between trace and sign, between writing, pattern and ornament are no longer clearly recognizable through the camouflage patterns and digital aesthetics. In her works, Podemski explores the difference between the painterly gesture and the sign-like. The roots of the medium of painting are analyzed and put together with the digital image. By assembling the elements, the connotation of signs and images is examined and reprogrammed. The works not infrequently revisit pictorial and material elements, complementing and contextualizing each other. The question of the configuration of the image in different spatial and temporal dimensions marks an essential aspect of her transmedial and interdisciplinary artistic practice.

Lisa Mayer