WANTH. WE ALL NEED TO HEAL
Wohin wird uns all das führen? Und was wird aus uns werden? - Was wir jetzt sehen, denken und tun bringt unsere Zukunft hervor.
Unter dem Titel WANTH. WE ALL NEED TO HEAL zeigt Kunst & Denker Contemporary die Arbeiten von drei Künstlerinnen, die sich unter anderem aufgrund ihrer Biographie intuitiv mit eben jenen Fragen auseinander setzen. Das Leben bewegt sich zwischen Angst und Hoffnung, zwischen Fortschritt und Rückschritt, Glaube und Verzweiflung. Wohin geht die Reise? Es braucht die unbedingte Auseinandersetzung mit sich selbst, um sich weiter entwickeln zu können. Konflikte brauchen Integration. Und es braucht die Akzeptanz, dass wir alle einzigartig und verschieden sind - und dennoch alle eins. In uns sind wir viele, wir vereinen verschiedene Nationen und Kulturen in einer einzigen Person. Führt uns das Bewusstsein darüber zueinander? Führt es uns zu uns selbst?
Die drei Künstlerinnen leben und arbeiten an geographisch ganz unterschiedlichen Orten, sehen sich mit verschiedensten Weltanschauungen, Lebensbedingungen und auch Krisen konfrontiert. Was ist es, das sie eint? Alle Drei, ganz unabhängig voneinander, widmen Aspekte ihrer Arbeit dem Erkennen und Erforschen von Verbindungen und von Netzen- den sichtbaren und greifbaren Netzwerken, genauso wie auch den feinstofflichen und rein energetischen Vernetzungen.
„Meine Zettel sind Gedankenfetzen. Puzzleteile. Sie handeln von dem Leben. Sie sind echt. Sie sind alle Teil eines großen Netzes. Einer größeren Verwebung.“ sagt Klara Kayser über ihre Textstücke. Und wen sehen wir, wenn wir uns in ihren Spiegeln betrachten? Unseren Körper oder unsere Seele? Was schreibt das Gegenüber für uns seitenverkehrt - auf den Spiegel? Bringen
unsere Augen Licht ins Dunkel?
Was sehen wir, das unsere Zukunft wird?
„In meiner Arbeit geht es um Netzwerke- vom Digitalen Netz bis hin zu ganzen Ökosystemen - es geht um Verwandtschaften und Myzelien, sozialen Netzwerken und dem daraus entstehenden kollektiven Bewusstsein. Die Arbeit dreht sich um die enorme Komplexität, die Systemen inne wohnt, und um die Kräfte, die spielerisch miteinander verflochten sind. Es geht vielmehr um das große Ganze, als um die Hervorhebung einzelner Individuen.“ Gretta Louw
Ihre Arbeiten bieten dem Betrachter außermenschliche Perspektiven, um mit Landschaften in Kontakt kommen zu können, die gezeichnet sind von Verschmutzung und Zerstörung, genauso wie von Lebensformen, die mittels ausgeprägter Anpassungsfähigkeit große Teile ihrer übernehmen. Louw lädt den Betrachter ein, geradezu einzutauchen in eine Bewusstwerdung unseres Selbst im übergeordneten großen Ganzen. Im ständigen Spannungsfeld des Natürlichen und Künstlichen, Beziehungs- und Ergebnisorientierten.
Aus welcher Anschauung heraus sehen wir, was sich uns zeigt?
„Meine Werke sind oft ein Ausdruck meines inneren Empfindens und Dialoges. Ausgehend von meinem migrantischen Hintergrund balanciert meine Identität in einem Dazwischensein.
Geboren als multiethnisches Kind in der Sowjetunion und aufgewachsen in Dortmund, im multinationalen Viertel, bin ich mit vielen Persönlichkeiten groß geworden, die, wie ich auch, das Gefühl des Dazwischen gut kennen. Ein Leben im ständigen Perspektivwechsel und oft zwischen den Polen und zum Teil sehr konträren Weltanschauungen. Ich empfinde das Dazwischen mittlerweile als eine Stärke. In der Balance zwischen den Polen und der Annäherung entsteht Leben. Das Dazwischen ermöglicht das Denken in den Zwischentönen. Es ist ein Ein- und Ausgehen zwischen Dualitäten, ein Aufbau von Bezügen und Beziehungen.
Meine Arbeiten sollen einen Anstoß dazu geben, sich in den Zustand des Dazwischen zu begeben und die Harmonie und Balance zu suchen.“ Nata Togliatti
Die Ausstellung WANTH. WE ALL NEED TO HEAL zeigt Werke, die dazu einladen, eigene alte Konditionierungen in Frage zu stellen und aufzulösen, den Blick nach innen zu richten und alles neu miteinander zu verflechten.
Es ist ein Aufruf dafür die Welt und sich selbst neu zu betrachten und auszurichten. Wie können wir Menschen unsere Traumata, Ängste und Verletzungen heilen, wie können wir wieder von der Ohnmacht in die Macht kommen? Alltagstaugliche Objekte, Artefakte und kleine Werke entstehen parallel in einer eigenen Editionskollektion u.a. von Barbara K. Prokop, Hoker One, Carla Meurer, Florian Kuhlmann, Klara Kayser, und Louisa Clement. Begleitet wird das Projekt von einem Rahmenprogramm mit Breath Work Sessions, Performances, Meditationen und Workshops.
Das Projekt wird gesponsert von der Curt Wills Stiftung, die in diesem Jahr ihr 10-jähriges Jubiläum feiert und parallel in München im öffentlichen Raum und im digital art space die Ausstellung „Gretta Louw - Conscious Commons“ stattfinden lässt, die ein poetisch-künstlerisches Forschungsprojekt ist, das die zwischenmenschlichen Bindungen erforscht – unter dem Einfluss all der Medien, die uns trennen, isolieren und polarisieren, während sie uns doch angeblich verbinden.
Text: Eva Varol
Photos. Kai Werner Schmidt